(6) Tantra – eine Art zu leben

Der folgende Artikel ist in leicht veränderter Form erschienen in der Zeitschrift Ursache & Wirkung 87.

 

Tantra ist eine jahrtausendalte indo-asiatische Art zu leben, über die im Westen viele Gerüchte und Vorurteile kursieren. Dabei ist es ein spiritueller Weg, der tabulos mit Emotionen, Sehnsüchten und Körperlichkeit umgeht, um sich selbst bzw. den Menschen als Ganzes anzunehmen.

Über Tantra kursieren in unserer westlichen, sogenannten zivilisierten Gesellschaft viele Gerüchte und Vorurteile. Dennoch setzen sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr Menschen mit diesem Thema auseinander und versuchen zu verstehen, was Tantra tatsächlich bedeutet.

Mehr oder weniger wörtlich übersetzt bedeutet Tantra „weben“ oder „Gewebe“ – doch es ist schwer mit dieser Übersetzung tatsächlich etwas anzufangen. Und nachdem Tantra mitunter sehr unterschiedlich interpretiert wird, möchte ich gerne beschreiben, was Tantra für mich bedeutet: Tantra bedeutet für mich bewusst leben, bewusst wahrnehmen – mit allen Sinnen – und bedeutet damit eine Art zu leben. Tantra ist keine Philosophie, keine Religion, keine Wissenschaft und keine Sekte. Jeder kann tantrisch leben, kann versuchen den tantrischen Gedanken nachzuvollziehen – egal welchem kulturellen Hintergrund oder welchen Glauben Du mitbringst oder wie Du Deine Spiritualität lebst.

Dabei bedeutet bewusst wahrnehmen mit allen Sinnen tatsächlich auch alle Sinne ganz bewusst einzusetzen – bewusst hören, bewusst riechen, bewusst sehen, bewusst sprechen, bewusst fühlen und spüren. Tantra schließt alles ein und nichts aus und bedeutet somit pure Sinnlichkeit.

Das bedeutet auch, dass Tantra sowohl den Körper als Ganzes einschließt – ohne irgendwelche Bereiche (die sogenannten Intimbereiche) des Körpers zu tabuisieren – als auch unser Innerstes, mit allem, was sich vielleicht auch in uns versteckt.

Das mag sich zunächst recht einfach und unspektakulär anhören, ist jedoch die Grundlage für eine Art zu leben, die uns auf einen Weg führt uns selbst und den Anderen kennenlernen zu wollen mit allem was uns wirklich ausmacht.

 

Tantra ist alt – sehr alt

Der tantrische Gedanke, tantrische Rituale und Texte – sogenannte „Tantras“ – sind bereits lange vor unserer Zeitrechnung entstanden. Je nach Quelle wird vermutet, dass die tantrische Art zu leben sich bereits vor 5 oder gar 8 Jahrtausenden (!) in einem geografisch-kulturellen Umfeld verbreitet hat, das wir heute Nord-Indien nennen, eine Region, zu der heute auch Kaschmir, Tibet oder Nepal gehören. Zu einer Zeit, in der sich die Menschen noch sehr mit der Natur verbunden fühlten und eine ganz urtümliche Spiritualität lebten, entstand die Vorstellung, dass sich bei der Entstehung des Universums alle Energien in zwei jeweils gegensätzliche Anteile aufgespalten haben. So wurde die Existenz von Himmel und Erde, von göttlicher und irdischer Wesenheit, aber auch von männlicher und weiblicher Energie erklärt. Tantrische Rituale und Verhaltensweisen dienten nun dem einzigen Ziel des Tantra, diese Dualität wieder aufzuheben und alle getrennten Energien wieder zu vereinigen. Die Vereinigung der weiblichen und männlichen Energie zur Aufhebung der Dualität (Advaita) wird leider häufig missverstanden und als rein körperlicher Akt der Vereinigung von Mann und Frau gedeutet. Tatsächlich ist hier jedoch zunächst die Vereinigung der weiblichen und männlichen Energieanteile in uns gemeint – wobei die weibliche Energie als ein im Bereich des Beckenbodens in Form einer Schlange ruhender Energieanteil (Kundalini) betrachtet wird. Wird die Kundalini-Energie geweckt, so bewegt sie sich entlang Energiezentren (Chakren) nach oben und vereinigt sich dort mit dem männlichen Energieanteil, der im oberen Bereich des Körpers gesehen wird.

Das Wissen um tantrische Rituale, tantrische Grundlagen und Gedanken wurde ursprünglich nur mündlich von „Eingeweihten“ weitergegeben. Später entstanden tantrische Schriften (Tantras) – die zum Teil auch heute noch geheim gehalten werden und kaum übersetzt sind – die meist in Form einer Zwiesprache zwischen einem männlichen (Shiva) und einer weiblichen Gottheit (Shakti) geschrieben wurden. Einige dieser Texte sind auch in unserer Sprache verfügbar – die bekanntesten sind vielleicht die Bhagavad Gita (Gesang Gottes), das Vigyan Bhairav Tantra und die Verse aus der Mitte (Nagarjuna).

 

Tantra ist weiblich

Bemerkenswerter Weise stellt das ursprüngliche Tantra die weibliche Energie in den Mittelpunkt. Die Shakti als Verkörperung der weiblichen Energie und der Wesenheit, aus der alles Leben hervorgeht, stand im Zentrum des tantrischen, ursprüngliche matriarchalischen Kultes.

Aus diesem Shaktismus entstanden unterschiedliche Strömungen, die zum einen die sehr energetisch-kraftvolle weibliche Energie verehren (z.B. Göttin Kali), zum anderen die eher gütige weibliche Energie.

Erst viel später – in einer Zeit, in der Männer immer mehr die Macht für sich beanspruchten und begannen Frauen zu unterdrücken, wurden auch tantrische Texte umgeschrieben und das weibliche Attribut zunehmend in den Hintergrund gestellt. Die Verkörperung der männlichen Energie im Tantra ist i.A. Gott Shiva, für den symbolisch mitunter auch ein Phallus verehrt wird.

 

Tantra, Buddhismus und Hinduismus

Mit der Einwanderung vedischer Völker aus dem Norden, wurde die tantrische Kultur als Konkurrenz zur sich verbreitenden vedischen Religion zunächst verdrängt. Der tantrische Gedanke zog sich nach Osten zurück und vermischte sich im Laufe der Zeit mit dem aufblühenden Buddhismus. Es entstand ein buddhistisches Tantra - oder ein tantrischer Buddhismus – der sich in ganz Asien verbreitete. Selbst in Japan findet man heute noch tantrische Schulen – und auch der Dalai Lama ist im Grunde das Oberhaupt einer buddhistisch-tantrischen Gemeinschaft.

Mit dem aufkeimenden Hinduismus, der die strenge vedische Religion im heute indischen Raum ablöste, konnten sich auch tantrische Gedanken wieder ausbreiten – es entstand ein hinduistische geprägtes Tantra bzw. ein tantrischer Hinduismus. Der Einfluss der vielbevölkerten hinduistischen Götterwelt auf Tantra zeigt sich so unterschiedlichen Strömungen, wie Shaktismus und Shivaismus, Kali-Kult und anderen – auch Kundalini- und Hatha-Yoga sind aus diesen Strömungen hervorgegangen. Gerade im Kali-Kult entstanden Rituale, in denen Körperflüssigkeiten jeglicher Art (nicht nur) berührt werden durften –  was im krassen Gegensatz zum Reinheitsverständnis des Hinduismus steht – und es wurde die Grundlage für das linkshändige (unreine) Tantra im Gegensatz zum rechtshändigen (reinen) Tantra gelegt.

Insgesamt steht im hinduistischen Tantra der körperliche Aspekt meist im Vordergrund, wie auch die Betonung und Ausübung der Sexualität als Ausdruck von (körperlicher) Freiheit. Tantra wurde und wird auch benutzt, um das hinduistische Kastensystem zu überwinden – im Tantra sind Rituale und Vereinigungen zwischen Angehörigen verschiedener Kasten Ausdruck der Überwindung von Grenzen – und hat damit dem Charakter von Rebellion und Aufruhr gegen das beherrschende System.

Das buddhistische Tantra verfolgt eher das Ziel oder den Weg hin zur Buddhaschaft, zur Transzendenz, zur Auflösung der Körperlichkeit und gleichzeitig zur Beendigung des ewigen Kreislaufs von Geburt, Tod und Wiedergeburt (Karma) und damit um die Befreiung des Selbst und den Übergang ins Nirwana. Das buddhistische Tantra setzt weit weniger auf den körperlichen Aspekt unserer Existenz, sondern vielmehr auf die Loslösung vom Ich und damit allen Gegensätzen, um das Verständnis der Leere als einzigen Wesenszug (Nagarjuna: Verse aus der Mitte).

 

Tantra heute – Neo-Tantra

Tantra erfreut sich in der westlichen Welt zunehmender Beliebtheit. Doch es ist nicht verwunderlich, dass das Tantra, wie es sich in unserer modernen westlichen Kultur verbreitet, nicht das gleiche Tantra sein kann, das sich vor Jahrtausenden im indo-asiatischen Raum entwickelt hat. Zwar können wir viele Gedanken aufgreifen und in unser Leben integrieren – ich behaupte jedoch, dass es kaum möglich ist diese uralte Kultur mit unserem modernen, westlichen Verstand tatsächlich nachzuvollziehen. Auch wenn es immer wieder Menschen gibt, die es versuchen.

Tantra kam in den 1970er Jahren als eine neue, eine andere Lebensart nach Westeuropa und Nordamerika. Es war Bhagwan Shree Rajneesh, der tantrische und taoistische Gedanken miteinander verknüpfte, modern und verständlich formulierte und diese Gedanken von sogenannten Sannyasins in die Welt tragen ließ. Leider verselbständigte sich seine Bewegung und stieß vielfach auf Ablehnung, da sie als Sekte miskreditiert wurde. Als Reaktion auf diese Entwicklung zog sich Bhagwan zurück und hielt lange Zeit keine Vorträge mehr. 1989 nannte er sich Osho und trug diesen Namen bis zu seinem Tod in 1990.

Osho’s Bewegung lebt nach seinem Tod weiter. Viele, die zu seinen Anhängern gehörten, gingen jedoch eigene Wege – und nicht wenige gründeten die ersten Tantra-Institute auch in Deutschland.

Tantra hat sich seither vor allem in Deutschland weiter entwickelt. Der tantrische Gedanke ist im Ansatz sicher lebendig, aber es geht weniger um Transzendenz oder Advaita, sondern viel mehr um die Begegnung mit dem Selbst, mit allem was uns ausmacht. Dazu gehört das Erforschen unserer Persönlichkeit ebenso, wie das Streben nach Freiheit – auch und vor allem körperlicher Freiheit – und der Überwindung bzw. Erweiterung der persönlichen Grenzen.

Für das Erforschen der Persönlichkeit integriert das moderne, westlich Neo-Tantra auch Methoden aus anderen Gebieten, die sich mit der Persönlichkeitsstruktur der Menschen auseinander setzen – Methoden aus der Psychoanalytik, dem NLP, der Traumaforschung, um nur einige zu nennen. Es geht um Heilung – Heilung von Blockaden, kleinen und auch größeren Traumen, die Überwindung von Ängsten und anderen Themen, die uns in unserer Lebensqualität einschränken. Leiter tantrischer Seminare sind daher in der Regel in einigen dieser Gebiete geschult, sind ausgebildete Heilpraktiker oder Therapeuten – oder sollten es zumindest sein.

Für die Erweiterung der persönlichen – vor allem der körperlichen Grenzen – setzt auch das westliche Neo-Tantra auf Körperarbeit. Es beginnt bei den sehr körperlichen Bewegungsmeditationen, die auf die dynamischen Meditationen Osho’s zurückgehen, geht weiter mit Berührungsübungen, tantrischen Massagen und anderen Ritualen, bis hin zum rituellen tantrischen Vereinigungsritual, dem Maithuna.

Natürlich sucht sich jeder, der sich auf den tantrischen Weg begibt, selbst aus, wie weit er auf diesem Weg gehen möchte. Auch bietet nicht jedes Institut auch Rituale bis zum Maithuna an – im Gegenteil: auch bei uns haben sich unterschiedliche Strömungen herausgebildet. Da gibt es tantrische Institute, die ausschließlich auf der psychotherapeutischen Ebene arbeiten und so gut wie keine Körperarbeit anbieten. Das andere Extrem sind Institute, die rein körperlich arbeiten – bis hin zum Maithuna-Ritual – und wenig für die Entwicklung der Persönlichkeit anbieten. So manch einer unterscheidet hier in weißes (ohne körperliche Aspekte) und rotes (unter Einbeziehung körperlicher Vereinigung) Tantra. Diese Begriffe haben allerdings – im Gegensatz zum links- und rechtshändigen Tantra – keine wirkliche Tradition und die meisten tantrischen Anbieter müsste man wohl nach dieser Definition als rosa bezeichnen …

 

Die Essenz des (Neo-)Tantra

Das Ziel des Tantra – es gibt kein Ziel! Tantra ist ein Weg, eine Art zu leben. Immer wieder führt Dich der Weg des Tantra an Gabelungen und immer wieder gibt es Türen zu öffnen. Und dann – geht der Weg weiter.

Advaita und Erleuchtung –  die ursprünglichen Ziele des Tantra – stehen heute im (Neo-)Tantra der westlichen Welt kaum noch im Vordergrund. Es geht im Wesentlichen um persönliches Wachstum. Um Bewusstsein für sich selbst – Selbst-Bewusstsein. Um die Überwindung von Ängsten, Traumen und Blockaden. Um persönliche Freiheit. Nicht nur körperlich. Es geht darum sich selbst anzunehmen und zu akzeptieren – mit allem was uns ausmacht, mit allem, was zu uns, zu unserer Geschichte gehört. Auch körperlich. Es geht um Selbst-Liebe.

Die Essenz des (Neo-)Tantra: Freiheit – Liebe – Wahrhaftigkeit. Und wo fängst Du damit an? Bei Dir selbst!

Und am besten, Du liest ein Buch oder schaust eine DVD an … nein – natürlich nicht! Du kannst aus einem Buch vielleicht eine Ahnung von dem bekommen, was Tantra bedeutet. Du kannst Dir auch eine DVD kaufen und Dir eine tantrische Massage anschauen und dabei vielleicht auch Lust bekommen. Aber es wird sich nichts für Dich verändern, wenn Du Tantra nicht wirklich ausprobierst – Du musst es TUN! Tantra muss erspürt, erfühlt werden. Die Erweiterung der persönlichen Grenzen kann nur gelingen, wenn Du Deine persönlichen Grenzen spürst und sie behutsam verschiebst. Du kannst Dich selbst nur lernen zu lieben, wenn Du bereit bist hinzuschauen und Dich anzunehmen – so, wie Du bist. Und Du kannst nur dann authentisch sein, wenn Du Dich so zeigst, wie Du wirklich bist. Und damit Dir auf diesem Weg geholfen wird – dafür gibt es tantrische Seminare.

Letztendlich kannst Du jedoch Tantra auch in Dein alltägliches Leben integrieren. Tantra ist eine Art zu leben – ich wiederhole mich gern. Doch um den Weg erst einmal zu gehen, um herauszufinden, ob dieser Weg auch der für Dich richtige Weg ist, dafür macht es Sinn tantrische Seminare zu besuchen und Tantra wirklich zu erspüren.

 

Tantra oder Yoga?

Tantra und Yoga sind zwei gegensätzliche Wege zum gleichen Ziel (Transzendenz). Dabei ist mit Yoga hier nicht das Yoga gemeint, das Du vielleicht aus Deinem Fitness-Center her kennst. Gemeint ist hier vielmehr der Yoga als ein Weg zur Erleuchtung, zur Buddhaschaft. Für welchen Weg Du Dich entscheidest, bleibt Dir überlassen – die Frage ist, was Dich mehr anspricht und auch mehr Deinem Wesen entspricht.

Während Tantra Befreiung durch Bewusstheit sucht, versucht Yoga Bewusstheit durch Kontrolle zu erlangen. Tantra bejaht die freie sexuelle Energie, während Yoga die freie sexuelle Energie eher verneint bzw. versucht sie zu kontrollieren. Tantra möchte jeden Aspekt des Lebens bewusst er-leben und tief in diese Aspekte eintauchen. Yoga hingegen geht den Weg der bewussten Askese und Abkehr von weltlichen Genüssen. Tantra möchte die Hingabe in den Genuss – Yoga sucht die Disziplin der Selbstbeherrschung. Und während Yoga hohe moralische Anforderungen stellt und sich diesen Moralvorstellungen unterwirft, möchte Tantra, dass Du Dich selbst verwirklichst und überkommene Moralvorstellungen aufhebst.

 

Brauche ich einen spirituellen Lehrer oder Meister?

Nun – tantrische Seminare können Dich auf den Weg bringen (abgesehen davon sind sie meist unendlich spannend, bringen Dich auf Deinem Weg des persönlichen Wachstums weiter und machen zudem auch noch Spaß). Und natürlich brauchen wir für tantrische Seminare auch jemanden, der diese Seminare konzipiert und leitet und einen offenen, geschützten Rahmen schaffen und halten kann. Die Frage ist für mich jedoch, ob ein Seminarleiter auch ein Lehrer ist – und ich habe diese Frage für mich mit einem Nein beantwortet.

Da ich auch selbst seit einigen Jahren tantrische Seminare leite, kann ich hier aus meiner eigenen Erfahrung – sowohl als Seminarteilnehmer, als auch als Seminarleiter sprechen.

Natürlich versuche ich den Teilnehmern meiner Seminare auch immer etwas zu vermitteln – z.B. Zusammenhänge zwischen Kommunikation, Körpererfahrung und Gefühlen – versuche, sie auf Verhaltensmuster aufmerksam zu machen und die bewusste Wahrnehmung mit allen Sinnen zu aktivieren. Letztendlich kann ich jedoch nur ein Katalysator sein, kann anschieben und aktivieren, kann dem Einzelnen den berühmten Tritt in den Allerwertesten geben. Aber ich kann niemandem etwas beibringen oder irgendetwas aus ihm oder ihr herausholen, was nicht bereits da ist. Ich kann niemanden das Fühlen und Spüren lehren. Alles, was im tantrischen Sinne zum persönlichen Wachstum beiträgt, ist bereits im jeweiligen Teilnehmer vorhanden – meist muss es nur aktiviert und wahrgenommen werden.

Insofern wehre ich mich dagegen als Lehrer bezeichnet zu werden. Und ich bin immer sehr skeptisch, wenn sich tantrische Seminarleiter oder Wegweiser selbst als Tantra Lehrer oder gar Tantra Meister bezeichnen. Mit welcher Legitimation wird jemand zum Meister? Laotse sagte einmal: Wer selber scheinen will, wird nicht erleuchtet …

Und auch der Zen-Buddhismus hat zahlreiche Gleichnisse parat, wenn es darum geht die Beziehung zwischen Meister und Schüler kritisch zu betrachten. So kam ein Schüler einmal zum Zen-Meister und fragte ihn: „Meister, wie kann ich mich befreien?“ Und der Meister antwortete: „Wer hat Dich versklavt?“ Tatsächlich ist ein Meister erst dann ein wahrer Meister, wenn seine Schüler ihn nicht mehr brauchen.

 

Kann ich Tantra auch außerhalb tantrischer Seminare er-leben?

Selbstverständlich – JA – auf jeden Fall! Tantra ist eine Art zu leben – und auch wenn Tantra bereits einige Jahrtausende „alt“ ist, lassen sich die tantrischen Grundzüge auch in unserer sogenannten zivilisierten, westlichen Welt in unser tägliches Leben integrieren.

In meiner Buch-Reihe Lebendiges Tantra habe ich versucht mit möglichst verständlichen Worten zu beschreiben, wie sich Tantra in unser Leben integrieren lässt – wie jeder von uns tantrisch leben kann ohne von Seminar zu Seminar zu hasten. Bewusst wahrnehmen und bewusst leben, Gefühle annehmen und zulassen, sich öffnen für Liebe und Selbst-liebe, authentisch sein, sich seine Sehnsüchte, Wünsche und Bedürfnisse erfüllen, Grenzen erweitern … all dies sind keine abstrakten Themen, die sich nur in einem begrenzten Rahmen verwirklichen lassen, sondern unser Leben ganz zentral bestimmen können – wenn wir es nur zulassen.

Natürlich ist es sehr hilfreich die ersten tantrischen Schritte in Begleitung anderer, in einer Gruppe zu unternehmen, um erst einmal zu spüren und zu fühlen, was Tantra für Dich bedeutet – letztendlich musst Du jedoch Deinen eigenen Weg selbst weiter gehen, unabhängig von einer spirituellen Führung – es geht darum den für Dich richtigen Weg zu finden, Dich selbst zu finden, und Dich irgendwann auch selbst zu lieben.

 

 

Das „richtige“ Tantra

Die Frage, wie fange ich denn nun eigentlich mit Tantra an, welche Bücher sind lesenswert, welches Institut ist seriös und bietet mir „richtiges“ Tantra – diese Frage wird mir sehr häufig gestellt. Sicher gibt es lesenswerte und weniger lesenswerte Literatur über Tantra. Einige Klassiker, wie Bücher von Margot Anand, Diana Richardson oder auch Daniel Odier können natürlich immer empfohlen werden. Auch die vielen Bücher, die im Namen Osho’s erschienen sind, sind meist sehr lesenswert. Allerdings möchte ich nochmals betonen, dass auch die vielen zweifellos guten Werke Dir immer nur eine Ahnung von Tantra geben können – ein Buch ersetzt nicht das Fühlen und Spüren – um Tantra wirklich nachzuempfinden, musst Du Tantra er-leben, Du musst es tun.

Damit sind wir bereits bei der zweiten Frage nach dem seriösen Tantra Institut – denn tantrische Institute und solche, die sich nur so nennen, gibt es mittlerweile recht viele. Ich empfehle jene „Institute“ recht schnell auszusortieren, die sich auf ihren Internetpräsenzen mit durchweg jungen, hübschen, leicht bekleideten Damen mit langen blonden Haaren und großer Oberweite präsentieren. Das mag nach Vorurteil und Schubladendenken klingen – aber diese Institute haben im Allgemeinen nicht wirklich viel mit Tantra zu tun. Seriöse Tantra Institute werben mit Inhalten – mit ausführlichen Beschreibungen ihrer Seminare, detaillierten Angaben zu Ort und Konditionen, Rücktrittsrecht und ähnlichem. Je ausführlicher die Beschreibungen, desto besser. Dabei ist es wichtig genau hinzuschauen und sich bereits im Vorfeld darüber Klarheit zu verschaffen, was Du eigentlich suchst. Wenn Du an Deinem persönlichen Wachstum arbeiten möchtest und in einem Seminar landest, in dem es nur um Berührung geht, bist Du vermutlich genauso frustriert, wie in einem Seminar, in dem es um Dein Selbst geht, wenn Du eigentlich nach körperlicher Begegnung suchst.

Schau genau hin und entscheide Dich primär nach Deinem Gefühl – viele Zertifikate oder die Mitgliedschaft in einem der vielen Tantra Verbände sind nicht notwendigerweise ein Beweis dafür, dass die Seminarleiter mit ihrem Herzen dabei sind und Dich auch im Herzen berühren können. Und sei wachsam, wenn Dir jemand das „richtige“ Tantra verspricht – das richtige Tantra findet tatsächlich nur in Dir statt.

 

Missverständnisse

Tantra wird leider häufig auch missbraucht oder falsch verstanden. Manchmal erkennt man es sehr schnell (wie oben beschrieben) an der Internetpräsenz. Wenn Du das Gefühl hast, dass Deine Grenzen nicht respektiert werden, wenn ein liebevoller und achtsamer Umgang mit Sexualität in den Hintergrund gedrängt wird und stattdessen der pure Sex im Vordergrund steht, empfehle ich zumindest Wachsamkeit. Bei seriösen Anbietern kannst Du jederzeit Deine Grenzen auch wahren und Nein sagen, wenn es für Dich nicht mehr stimmig ist.

Tantra hat auch nichts mit dem viel zitierten esoterischen Swinger-Club oder Gruppensex mit Räucherstäbchen zu tun. Und auch wenn das Kamasutra in einem tantrischen Umfeld entstanden ist, sollte es nicht mit der Lebensart Tantra verwechselt werden.

 

Du

Tantra möchte, dass Du Deine Grenzen erweiterst und so Dein ganz persönliches Verständnis von Freiheit leben kannst, dass Du über die Liebe zu Dir selbst – Deiner Selbst-Liebe – auch zur Liebe zum anderen weiter gehst und Tantra möchte, dass es Dir gut geht – dass Du Dich angenommen fühlen kannst in Deinem Sein, mit allem, was Dich ausmacht – dass Du sein kannst, wie Du wirklich bist, dass Du Deine Wahrhaftigkeit leben kannst.

Ralf

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Jutta

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Karin

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