(7) Lebens-Raum

Vielleicht interessiert es Dich, was die ur-alte Art zu leben Tantra mit uns heute zu tun hat, was Tantra uns geben kann – und was für uns der Name „Lebens-Raum“ bedeutet …

Tantra, die ursprünglich tantrische Kultur oder Art zu leben, ist vermutlich bereits mehr als 5000 Jahre alt (manche sagen bis zu 8000 Jahre).

Zu jener Zeit (ca. 5000 v. Chr. – ca. 2000 v. Chr.) – im eurasischen Raum wird diese Zeit der der Steinzeit oder im späteren Verlauf auch der Jungsteinzeit zugerechnet – waren fast alle Kulturen noch vollkommen eingebettet in das natürliche Geschehen, in die Kreisläufe der Natur, in den Tagesrhythmus der Sonne, den Mondzyklus und den immer wiederkehrenden Jahreszyklen von Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die Natur mit ihren Jahreszeiten, mit dem Werden und Vergehen von Leben in Fauna und Flora war das bestimmende Element. Die Menschen lebten mit diesen Zyklen und waren mit ihnen verbunden. Diese Einbettung in die Natur war also eine ganz natürliche – es gab zu dieser Zeit keine Alternative. Die Menschen der Jungsteinzeit lebten in dieser Naturverbundenheit ganz aus dem Bauch heraus.
Das Leben im Zyklus wurde übertragen auch auf das eigene Leben – im Er-leben der Menschen dieser Zeit war Wiedergeburt innerhalb der Sippe eine ganz selbstverständliche Erfahrung. Der Kontakt zu den Ahnen war selbstverständlich und allgegenwärtig. Es gab keinen Anfang und kein Ende – nur einen Zyklus von Vergehen und Werden.

Eine weitere Erfahrung war, dass das Leben aus der Weiblichkeit heraus entsteht – Frauen schenken den Kindern das Leben. Somit war es ganz natürlich die Frau als Schöpferin des Lebens und insbesondere die Ur-Mutter als Göttin und Schöpferin allen Lebens zu verehren. Die Sippenstrukturen der Jungsteinzeit waren vermutlich überall – sowohl im (heutigen) indischen, als auch im (heutigen) zentraleuropäischen Raum matriarchal – genauer gesagt waren sie matriarchal egalitär. Es waren also Strukturen, in denen Mann und Frau gleichbedeutend und übernahmen auch gleichberechtigt waren und gleichermaßen auch Aufgaben bis hin zum Oberhaupt einer Sippe übernommen haben. Gleichzeitig wurde die Frau als Schöpferin des Lebens besonders verehrt. Diese Ordnung war natürlich – es gab keinen Grund für eine Vormachtstellung oder Überordnung eines Geschlechts über das andere.

Zu dieser Zeit entstand im indo-asiatischen Raum (heute Nord-Indien / Nepal / Kaschmir) Tantra – eine Art zu leben – das die Naturverbundenheit, das zyklischen Weltbild und die Verehrung der Weiblichkeit mit weiteren Elementen verbindet, letztendlich um zur Transzendenz zu gelangen, der vollkommenen Auflösung oder auch dem vollkommenen Aufgehen des Selbst im kosmischen (natürlichen) Geschehen. Das Besondere an diesem Kult war nicht der offene Umgang mit Sexualität – ein Tabu von Intimität und Sexualität existierte zu dieser Zeit noch nicht – sondern es war das Bewusstsein der Individualität, der intensiven Beschäftigung mit dem Selbst. Dabei wurde das Selbst als losgelöst von Körper und Verstand erkannt – und in dieser Loslösung sollte es möglich sein ganz und gar mit dem Kosmos zu verschmelzen, in ihm aufzugehen und so auf einer anderen Ebene weiter zu existieren ohne den Zyklus von Geburt und Wiedergeburt weiter durchlaufen zu müssen.

Im europäischen Raum wurden die (eingeborenen) naturverbunden Naturvölker von einwandernden Völkern verdrängt – der zur Verfügung stehende Raum wurde kleiner – es kam zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen, was gleichzeitig das Ende des egalitären Matriarchat bedeutete und den Beginn des bis heute andauernden Patriarchat einläutete (ab ca. 2000 v. Chr.).
Fast zur gleichen Zeit wanderten im (heutigen) nordindischen Raum vedische Völker ein und verdrängten den tantrischen Kult, der jedoch nicht verschwand, sondern sich mehr unterschwellig im asiatischen Raum ausbreitete. Tantra verband sich (ab ca. 500 v. Chr.) mit dem entstehenden Buddhismus, aber auch dem Hinduismus – Tantra wurde mehr zur Begleiterscheinung oder zum Kult, der lediglich im Untergrund praktiziert wurde.

Im europäischen Raum ging mit dem Aufkommen des Christentums die Naturverbundenheit der Völker fast vollständig verloren – fast sämtliche Naturrituale wurden entweder dämonisiert oder in christliche Rituale und Feiertage umgedeutet. Auch die Verbundenheit mit der Ur-Mutter als Schöpferin des Lebens ging verloren, ebenso das zyklische Weltbild, das das Leben der Menschen mit der Natur in Einklang brachte – das Christentum diktierte nun ein lineares Weltbild mit der Geburt als Beginn des Lebens und dem Tod als Ende des (natürlichen) Lebens. Wiedergeburt gab es nicht mehr – nur noch der Übergang in ein endgültiges „Leben“ nach dem Tode – entweder im Fegefeuer oder im Paradies.

Während das zyklische Weltbild allenfalls (gleichwertige) Pole der gleichen Energie besaß – z.B. Sommer & Winter als gleichwertige Pole im Jahreszyklus – gibt es im linearen Weltbild nun einen Anfang und ein Ende. Und es war auch die Entstehung einer Wertung in gut und böse, in richtig oder falsch, die Entstehung des Dualismus. Was richtig und was falsch ist, wurde und wird nun von den Herrschenden diktiert – das Volk hat sich anzupassen, unterzuordnen. Und je nachdem, wie es Dir gelingt Dich in dieses Wertesystem einzufügen, winkt Dir ein Leben nach dem Tode in der Hölle oder dem Paradies.

Tantra stellt auch heute – in einem auf unsere westliche, moderne Welt adaptierten neo-Tantra – in den Vordergrund, dass es einen Dualismus nicht gibt (Advaita = nicht-Dualität). Was wir als Gegensätze definieren und mit Wertungen, wie gut und schlecht etikettieren, sind nach Tantra meist nur unterschiedliche Ausprägungen – Pole – der gleichen Energie. Sie sind weder gut noch schlecht, sondern lediglich anders.

Heute befinden wir uns am Anfang einer Zeit, in der die Menschen spüren, dass wir unsere Naturverbundenheit verloren haben, sie aber für unsere weitere Existenz eminent wichtig ist. Zahlreiche Strömungen – vom Schamanismus bis hin zu (neo-) Tantra – zeigen dies. Dabei dürfen wir nicht der Illusion erliegen, wir könnten das Rad der Geschichte zurückdrehen. Wir sind nicht mehr die Menschen, die vor 5000 Jahren eng mit den Zyklen der Natur verbunden aus dem Bauch heraus lebten. Wir sind Menschen in einer hochtechnisierten Gesellschaft, die fast nur noch aus dem Verstand heraus lebt – und dies, wie auch unser lineares Denken und unser Wertesystem stecken in jeder unserer Zellen. Wir können das Rad der Geschichte nicht zurück drehen – aber wir können uns besinnen und uns wieder mehr mit den Gegebenheiten der Natur anfreunden. Uns auch mehr und mehr mit unserem Bewusstsein von Wertungen, gesellschaftlichen Normen und Moralvorstellungen lösen.

Und genau diesen Weg wollen auch wir gehen. Wir möchten uns mehr und mehr wieder mit den Zyklen der Natur vertraut machen. Wollen uns bewusst fragen, was die Natur uns geben kann – und was wir für den Erhalt der Natur tun können. Tantra – das heutige, auf unsere west-europäische, moderne Gesellschaft adaptierte neo-Tantra – ist für uns dabei unsere Basis, denn Tantra geht einen sehr offenen Weg, mit dem wir uns selbst zunächst wieder / besser kennenlernen, auf dem wir unser Wertesystem, unsere Glaubenssätze und Moralvorstellungen hinterfragen, uns von Tabus in den Bereichen Körperlichkeit, Sexualität und Intimität lösen und uns vielleicht auch durch die Entdeckung einer anderen Spiritualität wieder neu in die Natur, den Kosmos einordnen. Dafür möchten wir Räume schaffen und zur Verfügung stellen, damit Du Dich ausprobieren und Deine Individualität im Einklang mit Dir selbst und der Natur neu entdecken kannst. Vor allem aber Räume in Dir selbst öffnest, vielleicht Dinge, die dort vergraben sind entfernst und so Raum für Neues in Deinem Leben schaffst. Neuen Raum für Dein Leben – Lebens-Raum.

Wir laden Dich ein, diesen Weg mit uns zu gehen – auf der Basis von Tantra und zu mehr Verbundenheit mit der Natur – und freuen uns, wenn Du dabei sein möchtest.

Namasté.

Jutta & Ralf.

Ralf

0177 / 525 18 14

Jutta

0171 / 502 42 13

Karin

0175 / 520 87 02