(8) Ich liebe das Leben

Seit einigen Jahrtausenden glaubt die Menschheit (zumindest ein Großteil der Menschen) an ein lineares Weltbild – an ein Werden und Vergehen mit der Geburt als Beginn des Lebens und dem Tod als seinem unwiederbringlichen Ende. Auch ich glaube weitestgehend daran, dass wir nur diese eine Existenz geliehen bekommen – wir haben nur dieses eine Leben. Darüber hinaus glaube ich aber auch, dass sich unsere Seele – unser Selbst – mit dem Ende unserer irdischen Existenz in einem See oder Meer von Seelenanteilen auflöst – wo sie auch hergekommen ist. Aus diesem See schöpft jedes neue Leben mit der Geburt Seelenanteile und bildet daraus sein neues, ganz individuelles Selbst. Somit ist zu vermuten, dass zumindest einige meiner Seelenanteile doch als Teil einer neuen Seele weiter existieren. Es gibt also kein wirkliches Ende. Vielleicht.

Die Natur zeigt uns ein anders Bild – sie ist zyklisch und genau deshalb orientierten sich die Menschheit ursprünglich auch an einem zyklischen Weltbild.

Im Frühling beginnt die Natur mit ihrer Aktivität – Frühblüher färben die Wiesen bunt, auch Bäume blühen in zarten Farben und bekommen zarte Blätter. Die Tiere werden wieder aktiver, Vögel zwitschern, Eichhörnchen springen herum. Es wird langsam wärmer – aber noch ist die Luft ganz klar, die Nächte kalt. Die Luft ist auch das zugehörige Element dieser Zeit.

Dann kommt der Sommer – es wird immer wärmer, vielleicht sogar heiß, die Tage werden länger. Bäume und Büsche tragen Blätter in kräftigem grün, Tiere und Pflanzen erreichen den Höhepunkt ihrer Aktivität – alles ist in intensiver Bewegung und strotzt nur so vor Energie. Es ist die Zeit des Feuers.

Im Herbst beruhigt sich die Natur wieder – die Ernte von Korn, Mais, Äpfeln und anderen Früchten wird nun eingefahren. Auch die Tiere bereiten sich auf die nachfolgende Zeit vor und legen Vorräte an. Die Bäume färben sich gelb, orange oder braun. Die Tage werden wieder kürzer, die Temperaturen sinken, alles scheint sich zu beruhigen, auf ein kosmisches Ziel hinzu zu fließen. Das Element Wasser gehört dazu.

Schließlich kommt die Natur im Winter ganz zur Ruhe. Alles zieht sich in die Erde zurück. Pflanzen sterben – scheinbar – und die Bäume tragen keine Blätter mehr. Es ist tatsächlich die Zeit des Sterbens, der Ruhe, der Stille. Das Element Erde bestimmt diese Zeit.

Doch es ist kein endgültiges Sterben, kein Tod, der ewig dauert. Es ist vielmehr eine Zeit des Übergangs, in der die Natur Kraft und Energie neu aufbaut, in der auch Dinge sterben um Raum für Neues frei zu geben. Und dieser Raum wird im Frühjahr wieder neu gefüllt – die Natur ist mit dem Winter nicht am Ende, sondern zieht sich nur zurück, sammelt lediglich Kraft, um dann im Frühjahr wieder mit neuer Energie zu starten.

Und so feiern auch wir diese Zeit am Ende eines Jahres als Zeit des Übergangs. Machen uns Gedanken, was für uns sterben darf, was wir hinter uns lassen können, was wir nicht mehr brauchen, was sich für uns verändern soll. Um dann im neuen Jahr wieder zu beginnen den freien Raum mit Neuem zu füllen, neuen Menschen zu begegnen, Dinge anders zu machen, so manches wieder ganz neu und von vorne anzufangen.

So war es auch in diesem Jahr – und nun …

Das Leben der Menschen wird in diesen Tagen von Angst bestimmt – von Angst und Panik. Von Angst um das eigene Leben. Und wobei die Natur gerade explodiert und in einem Frühlingsrausch von Neuem beginnt, fahren wir unsere Aktivitäten noch einmal zurück, ziehen uns in unsere Häuser zurück, das öffentliche Leben kommt zum Erliegen, Sozialkontakte finden praktisch nicht mehr statt. Die Natur lebt von Neuem auf – und wir? Wir verordnen uns selbst einen zweiten Winter und sind wieder einmal etwas zu spät dran …

Dabei können wir diese Zeit auch als Chance nutzen – können uns Zeit nehmen und uns (nochmals) Gedanken machen, was nach dieser Zeit sein soll. Was möchtest Du verändern, was neu oder anders machen?

Und vielleicht bekommst Du dabei auch das Gefühl, dass wir uns eigentlich viel zu wichtig nehmen. Vielleicht. Wir nehmen uns so wichtig, dass wir glauben unser Leben um jeden Preis schützen zu müssen. Und der Preis, den wir gerade zahlen, ist hoch.

Vielleicht machen wir uns in dieser Zeit einmal wirklich bewusst, dass wir eben nicht wichtig sind – zumindest nicht für diesen Planeten. Im Gegenteil – wir sind absolut verzichtbar für diesen Planeten. Vielleicht würde es der Erde sogar besser gehen – ohne uns. Nicht vielleicht – ganz sicher sogar – denn wir sind die einzige Spezies, die in der Lage ist diesen Planeten tatsächlich zugrunde zu richten – und wir sind auf dem besten Wege dies auch tatsächlich zu tun … denn …

Wir sind es, die Regenwälder ohne Sinn und Verstand abholzen oder verbrennen …
Wir sind es, die die Meere mit Mikroplastik verseuchen …
Wir sind es, die die Luft verschmutzen, bis wir selbst kaum noch atmen können …
Wir sind es, die das Klima der Erde nachhaltig verändern, was unzähligen anderen Spezies die Existenz kostet …
Wir sind das Virus für diesen Planeten …

Aber wir nehmen uns wichtig – glauben unsere Existenz unbedingt retten zu müssen – obwohl unsere Existenz, die Existenz der Menschheit gar nicht bedroht ist.

Nehmen wir das aktuelle Geschehen doch als etwas ganz natürliches wahr, was sich jedes Jahr in kleinen oder großen Wellen über diesen Planeten bewegt. Und das nicht erst seit gestern – sondern seit Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten, Jahrtausenden … und damit meine ich nicht etwa so außerordentliche Ereignisse, wie die Pest im Mittelalter, sondern ganz „profane“ Ereignisse, die wir schon gar nicht mehr wahrnehmen. Wer erinnert sich schon an die mehr als 25.000 Toten allein in Deutschland aufgrund der Influenza-Welle im Winter 2017/18? Erinnert sich jemand an Chaos in Krankenhäusern, geschlossenen Grenzen, Ausgangsbeschränkungen, … ?

Aber diesmal – diesmal nehmen wir es ernst. Wir fahren alles herunter, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Um Zeit zu gewinnen. Wofür?

Ich glaube nicht daran, dass die Natur gerade „zurückschlägt“. Die Natur – die Erde, das Universum – hat kein Bewusstsein, das sich überlegen könnte bewusst zurückzuschlagen um die Menschheit auszuradieren. Das Universum funktioniert nach den Naturgesetzen mit einer gewissen Prise Zufall. Es ist vielmehr so, dass viele „Naturkatastrophen“ im Grunde hausgemacht – also von uns selbst verursacht sind. Das veränderte Klima führt ganz konsequent zu vermehrter Aktivität. Und die Verschmutzung der Umwelt und gerade auch der Luft führen dazu, dass wir anfälliger werden und empfindlicher reagieren. Auch diesen Preis bezahlen wir gerade jetzt. Es ist nicht die Natur, die zurückschlägt – wir selbst sind die Ursache.

Sicher – jeder einzelne Todesfall ist eine Tragödie, ein tiefer Schmerz für die Angehörigen – und auch ich möchte diese Zeit überleben. Deshalb respektiere ich die aktuellen Maßnahmen und bin dabei froh, dass wir wenigstens noch hinaus gehen können.

Aber die Menschen distanzieren sich, ziehen sich zurück, gehen sich aus dem Weg. Das ist nicht die Entwicklung zu einem gemeinsamen Wir-Gefühl, das die Menschheit so dringend braucht um endlich umzudenken.

Nehmen wir uns doch nicht so wichtig. Lassen wir doch dieser Natur ihren natürlichen Lauf – den wir so ganz nebenbei selbst verursachen oder beeinflussen. Covid19 wird die Menschheit nicht auslöschen – vermutlich werden wir nach dieser Zeit auf einer größeren Skala keinerlei Auswirkungen sehen können – Covid19 ist nicht die Pest!

Besinnen wir uns lieber in dieser Zeit auf das, was wirklich wichtig ist – darauf, das Leben, unser Leben, jeden einzelnen Tag zu feiern den wir geschenkt bekommen. Das Leben auf diesem Planeten ist ein unglaubliches Geschenk – lernen wir es mehr zu wertschätzen. Lernen wir in dieser Zeit etwas rücksichtsvoller mit dem Leben, der Natur, diesem Planeten umzugehen. Wir sind nicht wichtig – wir sind sogar verzichtbar – aber wenn wir schon mal da sind, sollten wir es erhalten, genießen und nicht zerstören …

Und so darf jeder Einzelne diese Zeit für sich selbst nutzen, darf sich fragen was neu, anders werden soll – nach dieser Zeit der Isolierung. Wie möchtest Du Dein Leben feiern? Welchen Menschen möchtest Du – vielleicht ganz neu – begegnen? Was darf hinter Dir bleiben, was darf losgelassen, verabschiedet werden?

Ich freue mich auf die Zeit nach dieser Zeit. Ich werde das Leben feiern – jeden einzelnen Tag. Und ich freue mich auf jeden, der mit mir feiern möchte. Und ich freue mich auf ein Umdenken der Menschheit – und hoffe dabei, dass meine Erwartung nicht nur ein frommer Wunsch bleibt … Ich liebe das Leben!

Ralf.

PS: Abschließend möchte ich betonen, dass dieser Text meine ganz persönliche Ansicht widerspiegelt – ich hätte noch mehr dazu zu sagen. Dabei erhebe ich keinen Anspruch darauf die Wahrheit erkannt zu haben – es ist nur meine Sicht der Dinge, die genauso falsch sein kann, wie jede andere Sicht der Dinge auch – jede andere Sicht der Dinge hat den gleichen Anspruch gehört zu werden – und jede andere Sicht der Dinge mag näher an der Wahrheit liegen, als meine.

Ralf

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